Eine Wasserstoffrepublik braucht einen Wasserstoffatlas. Unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner wird an der OTH Regensburg dazu eine interaktive Datenbank aufgebaut. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt soll das Potenzial des Energieträgers aufzeigen.
Eine der großen Herausforderungen unserer Generation ist es, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Hierfür wurden die Pariser Klimaschutzziele beschlossen. In Deutschland stellt die Nutzung von Wasserstoff als Stromspeicher und Energieträger eine Maßnahme zum Erreichen dieser Ziele dar. Dazu hat die Bundesregierung eine nationale Wasserstoffstrategie entwickelt, die flankiert wird von Projekten aus der Grundlagenforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Eines dieser Projekte behandelt die Erstellung eines Wasserstoffatlas für Deutschland. Das von der OTH Regensburg durch Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner geleitete Projekt wird vom BMBF bis Ende 2023 mit ca. 700.000 Euro gefördert. Kooperationspartner sind der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), der Hochschulverbund Transfer und Innovation Ostbayern (TRIO) sowie renommierte Grafikdesigner und Webprogrammierer.
Vorbild für den Wasserstoffatlas ist unter anderem das COVID-19-Dashboard des Robert-Koch-Instituts. Der aktuelle Bestand aller Power-to-X-Anlagen sowie die Wertschöpfungsketten von grünem Wasserstoff in den diversen deutschen Regionen sollen im Wasserstoffatlas abrufbar sein. Durch die Spaltung von Wasser mittels Elektrolyse kann Wasserstoff und Sauerstoff gewonnen werden. Um diese Aufspaltung nachhaltig betreiben zu können wird Ökostrom aus z.B. Wind- und Solarenergie benötigt. Über verschiedene Prozesse kann der Wasserstoff zu Derivaten wie Benzin, Diesel, Kerosin oder Ammoniak weiterverarbeitet werden. Diese Technologie wird Power-to-X (PtX) genannt, wobei das X für Kraft- und Kunststoffe, Wärme, Gas oder chemische Rohstoffe steht, und bezeichnet vereinfacht die Wandlung von Ökostrom in Wasserstoff und dessen Folgeprodukte.
Bereits seit 2012 wird an der Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher eine Datenbank gepflegt, auf der die Bestandsanalyse aufbaut. Als Leiter der Forschungsstelle sieht Prof. Michael Sterner vielfältige Nutzungspotenziale für den Wasserstoffatlas Deutschland: „Der Wasserstoffatlas bietet Nutzer*innen die Möglichkeit, Potenzial, Verbrauch, Kosten und Emissionsminderungen auf regionaler Ebene einzuschätzen. Damit bekommen sie ein flächendeckendes Instrument an die Hand, welches den Einstieg in konkrete technische Planungen erleichtert.“ Wasserstoff könnte mit einem entsprechenden Ausbau von PtX-Anlagen zukünftig in vielen Bereichen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Prozesswärme in der Industrie, die Herstellung von Rohstoffen für die Chemie- und Stahlindustrie sowie die Gewinnung von synthetischen Kraftstoffen für Schiffe, Züge oder Flugzeuge können beispielsweise solche Bereiche darstellen.
Autoren: FENES, Michael Sterner, Andreas Hofrichter, Leon Schumm, Michael Heberl
Weitere Artikel finden Sie unter der Rubrik Aktuelles.