Mit Suffizienz gegen die Klimakrise – Promotion mit Auszeichnung abgeschlossen

Nach der erfolgreichen Disputation: Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner, Dr. Franz Bauer, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Karl, Prof. Dr. Mario Liebensteiner, Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Paul Fröba (von links). Foto: Kathrin Rettinger (OTH)

Franz Bauer hat seine Promotion mit dem Titel „Analyse von Suffizienzpotenzialen im Kontext einer nachhaltigen Transformation des deutschen Energiesystems anhand eines sektorübergreifenden Optimierungsmodells“ mit Auszeichnung abgeschlossen. Die Dissertation wurde für den Promotionspreis der Technischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) nominiert. Die Disputation fand am 10. Juni 2024 an der FAU in Nürnberg statt. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Dr.-Ing. Jürgen Karl (FAU) sowie Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner (OTH).  

Franz Bauers akademische Karriere begann im Jahr 2009 mit dem Bachelorstudium Regenerative Energien und Energieeffizienz an der OTH Regensburg. Im Anschluss absolvierte er den Masterstudiengang Electrical and Microsystems Engineering. Seit 2015 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter (Postdoc) an der Forschungsstelle für Energienetzte und Energiespeicher (FENES) der OTH Regensburg. Er hat sich im Rahmen des mehrjährigen BMBF Kopernikus-Projekts P2X auf Power-to-X-Technologien und insbesondere auf die Modellierung von Energiesystemen spezialisiert.  

Die Promotion untersucht den Einfluss verschiedener Suffizienzmaßnahmen auf die Treibhausgasemissionen und den Energiebedarf in Deutschland. Im Kontext des Energiesystems ist Suffizienz definiert als Änderung in individuellen Konsummustern, um innerhalb der ökologischen Tragfähigkeit der Erde zu bleiben. Suffizienzmaßnahmen werden daher auch als Verhaltensänderungen bezeichnet, die darauf abzielen, den Energiebedarf auf ein nachhaltiges Niveau zu begrenzen oder zu reduzieren. Für seine Dissertation entwickelte Franz Bauer ein umfangreiches Energiesystemmodell, das sämtliche Erzeugungs- und Verbrauchssektoren in Deutschland beinhaltet. Durch die Implementierung von Verhaltensänderungen kombiniert mit technischen Defossilisierungsoptionen in das Modell konnte er die Effekte verschiedener Maßnahmen für das Erreichen ambitionierter Klimaziele herausarbeiten. Werden zusätzlich zu technischen Strategien wie Effizienzsteigerungen oder erneuerbaren Energien Suffizienzmaßnahmen umgesetzt, kann der Endenergiebedarf verglichen mit dem Jahr 2019 um 55 % bis zur Jahrhundertmitte reduziert werden. Zudem ist es möglich, die Treibhausgasemissionen um 97 % auf 27 Mt CO2-e im Jahr 2050 zu senken. Dies reduziert die notwendige Menge an Kohlenstoffsenken, damit eine Klimaneutralität gemäß Klimaschutzgesetz erreicht werden kann. Klimafreundliche Ernährungsformen leisten hierzu den größten Beitrag. Änderungen der Kaufaktivität und des Verkehrsverhaltens weisen hingegen hohe Energiereduktionspotenziale auf. Das Reduktionspotenzial durch ein suffizientes Verhalten steigt, wenn technische Entwicklungen nicht wie vorgesehen stattfinden. Umgekehrt reduziert sich der Beitrag von Verhaltensänderungen mit steigender Effizienz, weshalb die Wirkung von Suffizienzmaßnahmen in Bereichen mit hohen Effizienzpotenzialen eher niedrig ausfällt. Aus diesem Grund weist eine Änderung des individuellen Wohnverhaltens die geringsten Einsparungen auf, da der Energiebedarf für Gebäude durch energetische Sanierung und effiziente Heizungsanlagen in Zukunft auf ein sehr niedriges Niveau gesenkt werden kann.

Die Untersuchungen zeigen weiterhin, dass Suffizienzmaßnahmen die volkswirtschaftlichen Gesamtsystemkosten der Energiewende um rund 42 Milliarden € pro Jahr im Vergleich zu einer Transformation des Energiesystems ohne Verhaltensänderungen reduzieren können. Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse der Dissertation, dass der größtmögliche Beitrag zu einer nachhaltigen Transformation des Energiesystem durch das Zusammenspiel von Effizienzmaßnahmen, erneuerbaren Energien und Suffizienzmaßnahmen erzielt werden kann.

Wir gratulieren Dr. Franz Bauer zum erfolgreichen Abschluss der Promotion und freuen uns, dass er seine Expertise weiterhin an der FENES als wissenschaftlicher Mitarbeiter einbringen wird!

Autoren: Dr. Franz Bauer, Doris Zeugner, FENES

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